Grundidee des Entwurfes für “Neugestaltung Dorfzentrum Welschnofen” ist die Entwicklung eines Gestaltungs- und Ordnungsprinzipes für das gesamte Dorfzentrum von Welschnofen, unter Einbeziehung der örtlichen Gegebenheiten, der Topografie und der programmatischen Anforderungen, die u.a. auch aufgrund des aktuellen Tourismuskonzeptes gefunden wurden. Die programmatische und ästhetische Gestaltung zeigt sich in der Schaffung von hölzernen Plattformen, die als prototypische Objekte die Corporate Identity für das Dolomitendorf am Rosengarten tragen. Die Ästhetik der hölzernen Oberflächen entspricht dem ländlichen Charakter der Umgebung und suggeriert einen Innenraum: ein „Wohnzimmer“ mit Möbeln. Durch die einheitliche Gestaltung der sich wiederholenden Plattformen wird der umgebende Raum gefasst, das Dorf erhält einen unverwechselbaren Charakter. Die Plattformen sind in verschiedenen Ausbaustufen denkbar: als Sitzmöbel am Wanderweg oder in der Wiese, als Platzgestaltung im Dorf, als Messestand für die Repräsentation einer touristischen Marketingstrategie.
Die funktionale Analyse des Dorfzentrums ergibt eine Durchmischung privater und öffentlicher Plätze und damit ein Nebeneinander nicht eindeutig zuordenbarer Räume. Das Schulzentrum ist ein Zentrum mit verschiedenen öffentlichen Einrichtungen ohne entsprechenden Aussenraum, derzeit ohne Potential für Aktivitäten und Aufenthalt vor der Bibliothek. Die räumliche Nähe von Rathaus und Parkgarage ist derzeit nicht wahrnehmbar, der dichte Bewuchs an der Geländekante verhindert eine Sichtachse zwischen den beiden Gebäuden. Die Gestaltung des Dorfplatzes ist notwendig, es besteht keine eindeutige Zuordnung der vorhandenen Räume und Flächen, Barrieren behindern die Bewegung auf dem Platz. Am Dorfeingang ist eine sichere Verkehrslösung für den Kreuzungsbereich notwendig, eine einladende Gestaltung empfängt den Besucher.
Das Dorfzentrum von Welschnofen zeigt ein Strassendorf mit durchwegs geschlossener randständiger Bebauung, der Strassenraum ist von Gebäuden einheitlicher Dichte gesäumt. Im Osten der Kirche klafft eine Lücke in dieser Linie und hat das Potential für die Schaffung eines neuen Anziehungspunktes für das Dorf. Die derzeit vorhandene Natursteinmauer zeigt keine ästhetische Qualität, der eigentlich schöne Blick auf die Bergkulisse mit dem Rosengarten wird behindert. Das Dorfzentrum zeigt derzeit einen Bestand an unterschiedlich gestalteten, uneinheitlichen Oberflächen. Es fehlt ein gestalterischer Zusammenhang.
Die neuen Plattformen sind Aufenthaltsorte mit einheitlichen Oberflächen, die Landschaften bilden. Die Verwerfungen greifen teilweise auf umgebende Gebäude über und ermöglichen die Unterbringung von Stadtmöbeln, Belichtung, Beschilderung und Bepflanzung. In der bäuerlichen Umgebung erinnern sie an getäfelte Innenräume: Wohnzimmer, Stuben…. Im Strassenraum wirken die Plattformen wie optische Barrieren, der Durchzugsverkehr wird gebremst, der Fussgänger hat Vorrang, Parken ist nicht erlaubt.
Die Plattform am Schulzentrum reicht von der Bibliothek bis an den Matschusterhof – hier könnte ein Jugendtreff entstehen – und bildet mit dem anliegenden Altersheim und der öffentlichen Bibliothek ein Treffpunkt für alle Generationen. Die Topografie der Plattform erlaubt verschiedenste Nutzungen und Benutzungen und greift mit einer „Möbelwand“ auf den Pausenhof der Schule über.
Die Plattform am Rathaus schliesst das Gebäude an die öffentliche Parkgarage an, durch die Entfernung des Bewuchses an der Geländekante wird die Sichtachse hergestellt. Die Topografie der Plattform überwindet den Höhensprung und schafft einen Lärm- und Sichtschutz. Die Plattform am Dorfplatz schafft einen einheitlichen Platz ohne parkende Autos, lädt zum Aufenthalt ein und wertet das Ortsbild auf. Aus der Plattform wächst in gleicher Oberflächengestaltung der neue Pfarrsaal, dessen von der Kirche abgesetzte Bauform den prägnanten Blick auf den Rosengarten freigibt. Der neue Pfarrsaal lässt sich Richtung Platz öffnen und mit einem überdachten Bereich für Veranstaltungen wie z.B. Feldmessen, Hochzeiten etc. zu einer Arena vergrössern.
Die Plattform zwischen dem neuen Hotel oberhalb und dem neuen Panoramarestaurant mit Bar unterhalb der Strasse bildet einen neuen Schwerpunkt im Strassenraum. Damit entsteht im östlichen Teil der Romstrasse ein neuer, interessanter Aufenthaltsort mit Freizeiteinrichtungen. Die Plattform am Dorfeingang schafft Aufmerksamkeit, ist Träger für die Beschilderung und bildet zugleich die Brüstung des Fussgängerweges. Diese Plattform ist eine erste Sichtbarmachung des neuen Erscheinungsbildes, der neuen Corporate Identity von Welschnofen. Sie reicht bis an den gegenüber liegenden Strassenrand und fasst den Raum mit dem Ex-Post Gebäude (Schischule) zu einem Platz zusammen. Die optische Barriere der Holzoberfläche bremst den Durchzugsverkehr und erlaubt ein sicheres Überqueren der Strasse.
Im Dorfzentrum von Welschnofen liegen kleine oberirdische Parkflächen vereinzelt nebeneinander. Um ein autofreies Dorfzentrum zu schaffen – wie es auch den Leitlinien der „Alpine Pearls“ entspricht – sollen Autos künftig nur noch in Tiefgaragen parken. Teilweise sind diese schon vorhanden, eine neue Tiefgarage im Osten der Kirche ist im Bauleitplan vorgesehen und kann in Synergie mit dem neuen Hotel entstehen. Der Verkehr wird nach dem Konzept des shared space geregelt: der „gemeinsam genutzte Raum“ wird durch das Fehlen von Verkehrszeichen, Signalanlagen und Fahrbahnmarkierungen und die Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer für den Menschen aufgewertet. Der gesamte Verkehr steht mit dem sozialen Leben und dem umgebenden Raum im Gleichgewicht. Der Strassenraum wird durch die Plattformen mit der hölzernen Oberfläche rhythmisiert, der Verkehrsfluss gebremst. Die Plattformen sind Aufenthaltsorte für die Menschen, nicht für die Autos.
Aus der Analyse des Strassenraumes ergibt sich im Osten der Kirche eine Lücke in der Bebauung, die in Anlehnung an die im neuen Tourismuskonzept formulierten Wünsche und Notwendigkeiten mit einem neuen Hotel geschlossen werden kann. Das Hotel hat einen Wellnessbereich und gibt mit hohen Anforderungen an Qualität einen touristischen Impuls für das ganze Dorf. Zugleich entsteht unterhalb der Strasse ein für alle zugängliches Panoramarestaurant mit hochwertiger Gastronomie, einer Bar und einer Aussichtsterrasse. Ein Bauernladen für den Verkauf einheimischer landwirtschaftlicher Bioprodukte schafft die Verknüpfung von Hotellerie und Landwirtschaft, Einheimischen und Gästen. Die Tiefgarage unter dem Hotel wird auch als öffentliche Parkgarage genutzt.